Messe Samstag in Dortmund, es war echt was los!
Es ist 10:30 und die Hallen sind seit 30 Minuten geöffnet, vor dem Nordeingang demonstrieren 31 fanatische Jagdgegner. Auf ihren Schildern steht „Fuchsjagd abschaffen“ oder „Jagd ist Mord“. Währenddessen schlürft Wildmeister Hartmut S. schon sein sechstes Bier in Halle 7 und lästert über die neue Generation Jäger: „Was diese Blogger da veranstalten geht gar nicht, noch mehr kotzt mich nur mein Nachbar an, gleich 2 gute Sechserböcke hat er mir dieses Jahr von der Grenze geschossen!“ Sein alter Jagdfreund Leopold von Lother gibt ihm Recht: „Wenn es so weitergeht, gehen wir in 3-5 Jahren gar nicht mehr zur Jagd“. Hartmut nickt und bestellt per Fingerzeig nochmal 4 Pils für die beiden.

In Halle 8 beim Horrido-Stand, wird zeitgleich das Glücksrad gedreht.
Ein kleiner Junge, welcher sich seit Wochen auf die Messe freut, hat gerade ein HuntOnDemand-Jahresabo gewonnen.
Eine junge Frau fragt den glücklichen Gewinner, ob er denn auch mal den Jagdschein machen möchte. „Natürlich“, sagt der Gewinner „aber ich muss
noch 5 Jahre warten bis ich anfangen darf“. Über beide Ohren grinsend deckt er sich noch mit Stickern von Dreisspross, Freunde der Jagd, Geartester
und Hunterfieber ein, holt sich von seinem Lieblings-Jagdblogger noch schnell eine Unterschrift auf sein Cap und verlässt dann mit Papa den Stand.
Als nächstes steht ein Besuch beim Schießkino an und auch in die Angelhalle will der naturbegeisterte Junge noch! Denn 1-2 Gummifische kann er noch
gebrauchen. Und vielleicht macht Papa ja auch noch 10€ für einen coolen Wobbler locker.

Mittlerweile ist es 11 Uhr und so ziemlich niemand steht mehr vor den Westphalen-Hallen, außer den Jagdgegnern, wobei etwa die Hälfte von ihnen so
langsam ihre Plakate wieder zusammen rollt. Eine junge Dame, welche jetzt seit 2 Stunden demonstriert, hat genug Mörder gesehen für heute und
beschließt, sich zusammen mit ihren Freundinnen im nahegelegenen McDonalds aufzuwärmen. Bei Chickenburgern und Nuggets stärkt sich die Gruppe erst
einmal.

Warm ist Hartmut S. Mittlerweile. Dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung am Glas weiß er, dass es Zeit wird erst einmal eine kleine Pause
einzulegen. Andernfalls schafft er es heute wohl nicht mehr nach Hause. Sein Jagdfreund Leopold trinkt noch sein Bier aus und dann schlendern die
beiden durch die Hallen. Einen super-praktischen neuen Kirreimer kann der Wildmeister ergattern, er freut sich sehr darüber und nur weil er schon 9
Bier getrunken hat, bleibt er vor einem riesigen Bildschirm stehen. Eine Rotte Sauen zieht aus einem stehen gelassenem Maisacker direkt auf eine
Wiese, ein junger talentierter Jäger repetiert mit 4 Schuss 4 Frischlinge aus der Rotte. Leopold und Hartmut staunen nicht schlecht, Hartmut ist
begeistert „Fast wie ich damals!“, nur Leopold ist der Meinung er hätte in dieser Situation wenigstens 5 Sauen geschossen und drängt jetzt zum
weiter gehen. Die ASP sitzt dem Paradewaidmann im Nacken, seit Monaten kann er gefühlt an nichts anderes mehr denken. Denn bevor die Schweinepest
alles Schwarzwild in Europa gekillt hat, hat Leopold nochmal Lust auf eine Keilerjagd in der Türkei. Seine letzte Reise ist ja schon etwas her. Für
Hartmut ist das allerdings nichts mehr, er hat schon genug Sauen erlegt und ohnehin keine Lust auf die Muselmänner. Leopold aber lässt sich beraten
von einem netten Jagdreiseanbieter, der ihm gleich noch einen Katalog mit Messe Sonderangeboten zukommen lässt. Ob man nicht am Preis noch etwas
machen könnte, fragt der aufgedrehte Waidmann. Etwas zu stürmisch für den Reiseanbieter, welcher nun den leicht angesoffenen und sichtlich erregten
Leopold vom Stand bittet.

Mittlerweile ist es schon 3 Uhr, und der Jungjäger in Spe überredet seinen Papa noch einmal in Halle 8 zu gehen, denn
dort wird gleich ein neuer Film präsentiert aus dem Revier der Hunter Brothers. Da Papa in der Angelhalle doch nicht so großzügig war, will er
seinem Sohn doch wenigstens diesen Wunsch erfüllen. Und wenigstens kostet das ja nichts. Die Jagdgegnerinnen sind mittlerweile dabei, ihre Bilder
vom heutigen Tag zu posten. Sie teilen ihre Erlebnisse in die „Facebook-Gruppe Anti Jagd“. Ganze 18 Likes gibt es für die Aktion vor den
Messehallen. Ein Erfolg, „Das machen wir nächstes Jahr definitiv wieder“. Hartmut S. hat mittlerweile wieder Durst bekommen und freut sich alte
Jagdfreunde in Halle 7 zu treffen. Man unterhält sich über die wirklich wichtigen Themen der Jagd: Wie bekommen meine Böcke mehr Gehörngewicht? Wie
ist der Maispreis zur Zeit und wie bestraft man zeitgemäß einen Jungjäger, wenn er sich über die Freigabe seines Lehrprinzen erhebt und einfach
einen Spießbock über 7cm Stangenlänge erlegt, obwohl nur Knopfböcke freigegeben waren. Die Stimmung wird immer ausgelassener, dabei holt Leopold
sein Handy aus der Tasche, und zeigt ein Video seiner letzten Türkei-Reise. Im Gegenhang zieht eine starke Sau, er backt an und die Sau verhofft.
Leider spitz von hinten doch Leopold von Lother ist es egal. Er lässt gekonnt auf der Schwanzwurzel des Keilers fliegen. Dieser bleibt erst einmal
liegen, den Rest erledigen die Treiber. Leopold grinst in die Kamera – Hartmut S. sagt nur trocken Weidmannsheil, auch wenn der Schuss nicht
unbedingt waidgerecht war. Leopold kontert, in der Türkei bleibt das Wildbret eh liegen. Hartmut bittet seinen Freund diese Amateuraufnahme niemals
weiterzuschicken, Leopold gibt ihm Recht „dieses Video ist nur für mich privat und wird nie in die Öffentlichkeit geraten – ich bin ja nicht so
blöd wie diese Jagdblogger“. „Hab ich da Jagdblogger gehört?“, fragt ein alter Kollege von Hartmut und lässt sich erst einmal richtig aus. Der
Untergang der Jagd, da ist sich die Gruppe einig. Jetzt geht es Richtung Ausgang. In Halle 8 hört man Leute klatschen, Hartmut und Leopold schauen
schnell mal vorbei. Greifen 4 gratis Bierchen ab und schauen in die Runde. Wildmeister Hartmut S. ist begeistert von der Blonden Moderatorin welche
die Filmpremiere abschließt. „Ach wäre ich nur auch nochmal jung“, sagt der gestandene Weidmann.

Nun schließt die Messe. Und alle machen sich so langsam auf den Weg nach Hause. Die junge Jagdgegnerin ist glücklich mit dem, was sie heute
erreicht hat, der kleine Jungjäger kann es kaum erwarten zuhause zu sein und endlich die neuen Jagdfilme zu schauen. Hartmut S ist eigentlich auch
glücklich. Auf der Rückfahrt macht er ein ausgiebiges Nickerchen, weshalb kein Mucks über seine Lippen kommt. Eigentlich alles wie immer und nach
dem Tag unter Menschen freut er sich eigentlich auch schon wieder auf seinen treuen Drahthaar. Nur Leopold ist irgendwie angefressen: Ihm lassen
die vielen Jägerinnen in Halle 8 keine Ruhe und auch dass der Türke ihm die Keiler nicht günstiger machen wollte nervt ihn. Er schreibt schnell
noch einen guten alten Leserbrief, in der Hoffnung damit dass deutsche Waidwerk zu retten.

Bitte nicht zu ernst nehmen – Die Personen in diesem Text sind rein fiktive Charaktere und stehen in keinem Zusammenhang mit irgendwelchen
Leuten aus der Jagdbranche.

Munter bleiben – in diesen schweren Zeiten. Horrido!