Letzten Februar wurde uns von einem Jagdfreund ein Handy Video via WhatsApp zugeschickt. Unser Freund war in unserem Revier unterwegs, um Salzlecken aufzufüllen und um nach Rotwildabwurfstangen zu schauen. Wir hatten ihn dazu extra gebeten, hatten wir doch die letzten Tage und Wochen recht wenig Zeit für die Hege und Pflege unseres Reviers.

Damhirsch mit Zaun

So entdeckte unser Freund den Damknieper. Zu diesem Zeitpunkt hat er sehr viel Zaunmaterial mit dabei. Aber er konnte sich damit noch frei bewegen.

In dem Video war ein Damknieper zu sehen, welcher wie verrückt um einen Baum herumsprang. Deutlich war zu erkennen: er hängt fest. Eine Art grünes Netz hatte  der Hirsch sich zwischen den Stangen eingefangen und mit diesem hing er nun an einem Strauch fest.
Unser Freund, welcher noch keinen Jagdschein hat, informierte uns sofort von der Beobachtung. Tun konnte er nichts für den Hirsch, denn als er sich diesem näherte, schaffte der Geweihte es, sich in höchster Not loszureißen und zu verschwinden.

In Anbetracht dessen, dass junge Damhirsche erst Ende April abwerfen, war uns allerdings klar, dass dieser Hirsch noch Probleme bekommen würde. Sollten wir ihn, wenn er wieder festhängt nicht finden und befreien können, wäre sein Schicksal wohl besiegelt. Außer er wird von anderen Waldnutzern gefunden und befreit.

Jetzt wussten wir also, dass dieser Hirsch seine Fährten bei uns zieht und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis er wieder festhängt.
Also baten wir unseren Freund auch in den nächsten Tagen aufmerksam zu sein und jeden Tag das Revier wenigstens grob im Auge zu behalten.

Am Sonntag, den 5.3, hatten wir beide dann wieder etwas mehr Luft und nutzten die freie Zeit sogleich für einen Ausflug ins Revier. Dazu nahmen wir noch 2 Freunde mit, denn mit vielen Augen findet man einfach mehr. Und tatsächlich dauerte es gar nicht lange und in einem jungen Buchenbestand tauchte der Damknieper wieder auf. Er hing wie vermutet fest, allerdings noch wesentlich fester als beim letzten Mal. Ein entkommen gab es für ihn nicht mehr.

Damhirsch und Gerold

Wir fanden es wunderlich, dass der Knieper so ruhig stehen blieb. Er war wohl gänzlich entkräftet.

Wir waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und so gelang es uns den deutlich geschwächten Damhirsch zu befreien. Der ziemlich unterernährte Hirsch war kooperativ, was wahrscheinlich daran lag, dass er komplett dehydratisiert war.
Wir konnten ihn gut bändigen und so befreite Gerold ihn aus seiner misslichen Lage.

Wie sich herausstellte, hatte sich der Hirsch das Netz allerdings nicht in unserem Revier eingefangen. Und es war dieses Mal nicht so, dass es sich um unachtsam entsorgten Müll handelte, denn der Hirsch hatte sich an einem Schneeschutzzaun vergangen.
Dieser wird bei uns gerne auf offenen Flächen in Straßennähe angebracht, um Schneeverwehungen zu vermeiden.

Freier Hirsch

Der letzte Schnitt. Im nächsten Moment ist der Hirsch frei und kann damit endlich wieder äßen und schöpfen.

Der Zaun war diesem Knieper scheinbar ein Dorn im Auge und so zerlegte er ihn einfach mal und nahm ihn mit in unser Revier.

Glück für ihn, dass er es überlebte. Hoffen wir, dass es ihm eine Lehre war.

Natürlich nutzten wir den weiteren Tag noch im Revier und gingen Stangen suchen. Und tatsächlich hatten wir das Glück auf unserer Seite und fanden 3 frische sowie 3 alte Abwurfstangen. Ein wirklich ganz besonderer Tag im Revier, welchen wir so schnell nicht vergessen werden. Nicht immer funktioniert solch eine Damhirsch Befreiung so problemlos und es ist weiß Gott auch nicht ungefährlich.

Doch was sein muss, muss sein!

Bis zum nächsten Blogeintrag

Gerold und Paul Reilmann