Die afrikanische Schweinepest ist im Anmarsch und es werden Mittel gesucht, um ihre Ausbreitung bei uns einzudämmen.
Deshalb kam vor ein paar Tagen folgende Meldung hereingeflattert: „In Mecklenburg-Vorpommern gibt es jetzt 25€ Abschussprämie für jeden gestreckten Schwarzkittel“
Um diese Abschussprämie zu erhalten, müsse man die Stücke an einer zentralen Stelle, einzeln nachweisen.
Im ersten Moment hört sich das echt gut an.
Man ist fast begeistert, dass unser Ministerium ganze 2 Millionen Euro zur Verfügung stellt, um der ASP entgegen zu wirken.
Doch dann der Hammer: „Man geht von einem Schaden in der Schweinefleischindustrie von ca. einer Milliarde Euro aus, wenn die Seuche kommt“
Um diesen zu verhindern werden jetzt also genau 0,2% (!!!) des erwarteten Schadens aufgewendet, um uns die ASP vom Leib zu halten? Die Relation kommt einem irgendwie unpassend vor, oder?
Doch dann der kommt der nächste Hammer: Post vom Wildhändler. (Man muss dazu sagen, dass wir den Wildhändlerwahnsinn schon lange nicht mehr unterstützen. Trotzdem bekommen wir immer noch Post vom Händler direkt um die Ecke.)
2€ kostet bei uns das Schwarzwild -privat vermarktet-. Das ist für uns die unterste Kotzgrenze, um ein so hochwertiges Nahrungsmittel zu veräußern. Würden wir es aber teurer machen, könnten wir gar nichts mehr verkaufen und müssten etwa 100 Stück Schwarzwild im Jahr selbst essen, was schlichtweg unrealistisch ist.
Der Wildhändler gibt nur noch 0,5€ für Frischlinge zwischen 30-50kg mit sehr gutem Schuss und ohne „Geruch“.
So ein perfekter Küchenfrischling ist also noch etwa 20€ wert, wenn alles perfekt läuft.
Alle anderen Stücke haben einen noch geringeren Kilopreis.
Jetzt ist es so, dass WIR unser Schwarzwild immer dann erlegen, wenn wir auch tatsächlich einen Abnehmer dafür haben. Dies ist bei uns jedoch nur möglich, da das Schwarzwild bei uns im Wald keinen Schaden macht.
Und mit 20€ vom Wildhändler, könnten wir ja nicht einmal die Fahrt ins Revier bezahlen.
Doch jetzt kommen die 25€ von der Seuchenprävention ins Spiel, die die Schweinejagd wieder attraktiver machen sollen.
Jene ist zwar auch noch mit extrem umständlichen Stücknachweisen und auszufüllenden Formblättern verbunden, aber diesen zusätzlichen Aufwand lassen wir jetzt mal außen vor.
Dazu zeigen wir euch mal ein kleines Rechenbeispiel:
Wir nehmen jetzt einfach mal an, dass wir 6h Zeit bräuchten, um eine Sau zu erlegen. (Das ist optimistisch, jedoch für uns halbwegs realistisch)
Jetzt nehmen wir diese 6h und das Geld welches wir mit der Schweinejagd verdienen könnten und vergleichen das einfach mal damit, dass wir am Wochenende nicht von der Uni nach Hause fahren, sondern in Rostock bleiben und in einer Bar arbeiten für 10€ die Stunde.
Am Freitagabend hätte einer von uns 60€ verdient, ohne eigene Kosten und ohne Ärger. Macht man das ganze am Samstag nochmal, wären wir bei 120€ und würden wir beide an der Bar stehen, hätten wir schon 240€ in den Nachtstunden des Wochenendes verdient.
(Für uns als Studenten ist das wirklich gutes Geld)
Wenn wir nun aber auf diese Arbeit verzichten und auf die so bitter nötige Saujagd gehen, müssten wir also ungefähr dieses Geld wieder herausbekommen, damit wir überhaupt vernünftig leben können.
Da wir mehr Sauen schießen sollen als normal, müssen wir Sauen zum Wildhändler geben. Denn nur noch das zu schießen, was wir Privat vermarkten können, wäre grob fahrlässig im Anbetracht der anklopfenden Seuche.
Jetzt schlagen wir uns also die Freitag- und die Samstagnacht um die Ohren und erlegen 4 Sauen. Gerold 2 und Paul 2.
Davon 3 Frischlinge mit 40kg und einen zweijährigen Keiler von 90kg.
4 Sauen ist natürlich optimistisch aber wir rechnen jetzt einfach mal damit.
Die Sauen gehen zum Wildhändler und wir bekommen die Abschussprämie.
Das sind 100€ vom Land.
+
3×40kg = 120kg ×0,5€ = 60€
1x90kg x0,4€ + (-50% wegen Geruch) = 18€
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Jetzt haben wir also 78€ fürs Wildbret der 4 Sauen bekommen. (ja der Keiler war rauschig, was ja völlig normal ist)
Jetzt landen wir also bei 178€ dafür, dass wir uns zusammen 24h die Nacht um die Ohren geschlagen haben.
Das wir dafür noch 100km Auto fahren mussten, rechnen wir gar nicht mit ein.
Lange Rede, kurzer Sinn: Rein wirtschaftlich lohnt sich das für uns definitiv nicht.
Natürlich bereitet uns die Jagd Freude und wir sehen sie nicht als reine „Einkommensquelle“, aber in Anbetracht dessen, dass wir Jäger jetzt DAS Mittel zur Bekämpfung der ASP sein sollen, fühlen wir uns dabei doch etwas ausgenutzt.
Gewiss mag das in anderen Bundesländern natürlich anders aussehen, aber bei uns, in MV, ist es bittere Realität.
Dank Wildbretverordnung macht man sich ja auch noch Strafbar, wenn man die Tagesstrecke weiter als 100km verkauft, in Regionen, wo man das Wild zu tatsächlich annehmbaren Preisen vermarkten könnte.
Deswegen unsere Idee für die ASP Problematik an unseren Minister Backhaus:
Unterstützen Sie die heimischen Wildhändler, dass jene endlich wieder humane Preise an Diejenigen zahlen können, die sich die Nächte um die Ohren schlagen, nerven- und zeitkostende Drückjagden organisieren, für Wildschäden zahlen, und alles in ihrer Macht Stehende tun werden, um dieser entsetzlichen Seuche entgegen zu stehen.
Dafür bedarf es keine einzelnen Abschussprämien, welche mit umständlichen Formblättern und Stücknachweisen verbunden sind!
Denn die erlegten Stücke sind nachgewiesen, wenn sie in der Kühlzelle des Händlers hängen!
Ein weiteres Mittel um die Schwarzwildjagd wieder attraktiver zu machen, wäre die Aufhebung der Kosten für Trichinenproben!
Mit 7€/Probe kommen wir in MV zwar relativ günstig weg, wenn wir jedoch mal an eine größere Drückjagd denken, bei der 50 Sauen fallen, muss der Pächter schon 350€ an unser Veterinäramt zahlen.
Das sind 7€ pro Sau, die sich jeder Beständer sparen könnte, ohne dass unser Land immense Verluste zu verzeichnen hätte.
Natürlich ist die Jagd eine Leidenschaft und Hobby, aber wenn man zur Jagd „muss“ und am Ende trotzdem noch Geld dazu tut, schwindet auf Dauer die Freude.
Definitiv sind unsere Behörden auf dem richtigen Weg damit, dass sie unsere Mühen in Zukunft besser belohnen wollen. Jedoch bauen sie damit verbunden einen Bürokratismus auf, den gerade wir Jäger, nicht brauchen.
Positive Beispiele der Seuchenvorsorge sind zum Beispiel die Aufforderung an die Bauern, dass sie den Jägern entgegenkommen sollen. Auch ist die Rede davon, dass sich Jagdhelfer, bei Drückjagden der Landesforsten, gerne auch kleine Stücke Schwarzwild kostenfrei mitnehmen dürfen.
Solche unbürokratischen Mittel sind es viel mehr, die uns helfen, mehr Sauen zu erlegen.
Wir hoffen man versteht, was wir sagen wollen.
In diesem Sinne: Weidmannsheil für die kommende Mondphase!